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Poscheverein

Poschefeuer

Die Poschegesellschaft ist ein lockerer Zusammenschluss der männlichen, ledigen Dorfjugend.

Bereits im Alter ab 4 Jahren sind es die Lütringhauser Kinder durch das Klappern gewohnt, in der Osterzeit eine feste Aufgabe zu haben. An das Klappern der Kinder schließt sich ab einem Alter von ca. 15 Jahren nahtlos die Posche an.

Da die Arbeit in der Posche für die Muskulatur und einige innere Organe mit besonderen Belastungen verbunden ist, ist die Posche ausschließlich der männlichen Dorfjugend vorbehalten. Auch Verheirateten ist der Zugang zur Posche verwehrt. Üblicher Grund für das Ausscheiden aus der Posche ist daher die Hochzeit.

Die Lütringhauser Poschegesellschaft hat zur Zeit ca. 25 Mitglieder

Ansprechpartner:

Posche:

Felix Nies, Michaelweg 6, 57462 Olpe-Lütringhausen

Vize:
57462 Olpe-Lütringhausen

Chronologie eines Osterfeuers

Für alle diejenigen, die Poschegesellschaften und die Osterfeuertraditionen des südlichen Sauerlandes nicht kennen, wollen wir hier einen kleinen Überblick über die jährlich vor Ostern wiederkehrende Arbeit der Posche bieten.

Deutlich ist zu erkennen: Posche bedeutet viel Arbeit; insbesondere auch viel körperliche Arbeit. Aber eins ist sicher – es macht auch viel Spass …

1 bis 2 Samstage in der Fastenzeit …

Nachdem festgestellt worden ist, wo in der Umgebung Durchforstungen stattgefunden haben, treffen sich morgens um 8.00 Uhr die Poschebrüder im Dorf, um mit Treckern und Treckerkarren auszurücken. Holz, insbesondere die für die Forstwirtschaft nicht verwertbaren Spitzen von Tannen und Fichten (z.T. 5-6 Meter lang) werden aus den Wäldern an die Waldwege geschleppt und auf die Treckerkarren geladen.
Dabei werden die Spitzen schichtweise längs und quer geladen. Die Ladung ragt daher an den Seiten und hinten deutlich über die Treckerkarre hinaus. Das Holz wird zum Poscheplatz gefahren und am Rande des Poscheplatzes abgeladen. Am Ende des “Holz stellens” haben sich beeindruckende Mengen Nadelholz angesammelt.

Mittwoch der Karwoche

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Einige Poschebrüder treffen sich gegen Abend, um Stützen zu holen. Stützen sind Laubbaumstämme (in aller Regel Eiche), die nach ca. 5 m Länge eine solide Astgabelung haben und deshalb genutzt werden können, später den Poschebaum abzustützen. Da die Stützen demnächst stundenlang mitten im Feuer stehen, können sie erst kurz vor Ostern gefällt werden. Zudem müssen sie stabil (und damit dick) sein.
Entsprechend mühsam gestaltet sich der Transport der Stützen aus dem Waldstück zum Trecker …
Vier Stützen müssen gefällt, geschleppt und verladen werden, bevor es zurück zum Poscheplatz geht

Gründonnerstag

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Bei Einbruch der Dunkelheit treffen sich die Poschebrüder, um den Baum zu “holen”. Der Posche hat bereits vor Wochen eine gerade, hohe und schlanke Tanne/Fichte ausgesucht.
Mit einer Trumsäge wird der Baum gefällt …
… und kippt -ggf. unterstützt durch Keile in die gewünschte Richtung.
Spannende Momente; ist der Baum beim Fallen ganz geblieben? Ist die Spitze noch dran? Wie lang ist der Baum? 25 m? 28 m? 31 m?
Mit den vereinten Kräften aller Poschebrüder wird der Baum aus dem Waldstück gehoben, getragen, gezogen und auf die Ackerschiene bzw. das Rückeschild des Treckers und -nach ca. 15 m Baumlänge- einen freifahrenden Einachshänger gelegt. Anschließend geht es mit dem Baum zum Poscheplatz -gar nicht so einfach bei der Länge und engen Kurven …

Karfreitag

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Bereits gegen 8.00 Uhr “dürfen” die ersten Poschebrüder am Poscheplatz sein, um das Loch für den Baum zu werfen (ca 1,5 m tief); eine Aufgabe, die traditionell den Poschebrüdern vorbehalten ist, die im kommenden Jahr zu heiraten gedenken und deshalb aus der Posche ausscheiden müssen …
Gegen 9.30 Uhr, wenn (fast) alle Poschebrüder da sind, wird der Baum mit einem Frontlader angehoben, mit einer der Stützen vorläufig abgestützt und mit einer Seilwinde in die Senkrechte gezogen
Mit zwei Seilen verhindern die Poschebrüder das Umfallen des Baumes und richten ihn senkrecht aus
Das Loch wird verfüllt, die Stützen werden angepasst, von 4 Seiten gestellt und an Baum angenagelt (Die vier Nägel sind übrigens das einzige Metall an gesamten Osterfeuer)
Jetzt wird das gesammelte Holz so um den Baum und die Stützen geschichtet, dass im inneren ein Hohlraum von ca 2 m Höhe und ca. 3 m Durchmesser bleibt, der über einen Kriechtunnel von außen erreichbar ist

Karfreitag nachmittags bis Ostersonntag mittags

Nachdem die Arbeit getan ist und einige Poschebrüder der immer wieder insbesondere für einige innere Organe anstrengenden Tätigkeit des Losverkäufers für die Tombola der Posche nachgehen müssen, beginnt der Rest der Posche mit der Feuerwache um das Osterfeuer und den Poschebaum vor möglichen Abgriffen böser Buben zu schützen. Bilder dieser anstrengenden Tätigkeit bei Lagerfeuer und Hopfentee stehen nicht zur Verfügung (man würde sowieso kaum jemanden wieder erkennen…)

Ostersonntag abends

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Gegen 20.30 Uhr, bei Einbruch der Dunkelheit, zündet der Posche das Osterfeuer an. Das Feuer  hierzu stammt von der Osterkerze unserer Pfarrkirche. Durch den Kriechtunnel erreicht er den mit Holzwolle ausgelegten Hohlraum in der Mitte des Holzes (bislang ist jeder Posche auf gleichem Weg heil zurückgekommen.
Wenige Minuten später brechen die Flammen durch. Mehrere Stunden brennt das Osterfeuer, zunächst mit z.T. über 10 m hohen Flammen. Poschebrüder und die versammelte Dorfbevölkerung singen Osterlieder.

Klappern

Die Kinder des Dorfes (von 4 bis ca 14 Jahren) gehen in der Zeit der Karwoche, in der die Kirchenglocken schweigen, Klappern.

Da zu Zeiten der Volksschulen die Kinder des letzten (des 8.) Schuljahres die Klappergruppe führten, sind auch heute noch die 14jährigen “Klapperführer”.

Mit Klappern, Ratschen oder Ratschkästen gehen die Kinder (auf zum Teil seit Generationen gleichen Wegen) durch das Dorf und ersetzen durch ihr rhythmisches Klappern die fehlenden Kirchenglocken.

Am Gründonnerstag gehen die Kinder einmal (abends),
am Karfreitag dreimal (morgens, mittags, abends) und
am Karsamstag einmal (morgens).

Jeder der Wege an Gründonnerstag und Karfreitag dauert ca 2,5 Stunden. Der Weg am Karsamstag dauert doppelt so lange, da die Kinder an diesem Tag von Haus zu Haus ziehen und für Ihre Arbeit mit Ostereiern und Süßigkeiten belohnt werden.

Adresse

Poscheplatz
Griesemerter Weg

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